Gesunde Scharfmacher
geschrieben von Cristiane Bleumer im Juni 2012Apotheker Hans Humsi kennt die Geheimnisse der Senfherstellung

Die Redewendung „seinen Senf dazu geben“ ist nicht immer unbedingt schmeichelhaft gemeint. Doch der Vergleich mit Zeitgenossen, die immer und zu allem etwas vermeintlich Bedeutsames zu sagen haben, wird dieser wichtigen Pflanze ganz und gar nicht gerecht. Senfsaat ist eines der ältesten Gewürze der Welt, das nach den Asiaten bereits die Ägypter, Griechen und Römer kannten, die den Senf zum Beispiel für das Konservieren von Fleisch und auch als Heilmittel nutzten. Griechische Gelehrte schrieben dem Senfkorn darüber hinaus nicht nur eine heilende Wirkung, sondern sogar magische Kräfte zu. Wie der Römer Plinius beschreibt, sollen drei Blätter der weißen Senfpflanze, wenn man sie mit der linken Hand pflückt und mit etwas Honigwasser einnimmt, die Liebeskraft verstärken. Auch gab es Behauptungen, es ließen sich Schlangen vertreiben, wenn man einige der Senfblätter verbrenne. Diese Nebenwirkungen hat der Lüneburger Apotheker Hans Nabil Humsi wohl weniger im Blick, wenn er sich auch heute noch der traditionsreichen Herstellung dieser Würzpaste widmet. Im pharmazeutischen Sinne sei der Senf, wie alle anderen Gewürze und Kräuter auch, als Droge anzusehen, erläutert er und macht damit zugleich deutlich, warum Senf früher immer in das Sortiment einer Apotheke gehörte. Inzwischen sei dies untypisch geworden, doch der Besitzer der Löwen-Apotheke in der Bardowicker Straße möchte diese gute Tradition weiter aufrecht erhalten. Als ehemaliger Eigentümer der Apotheke im Zentrum von Lüneburg hatte schon Jürgen Schmidt-Urbach vor vielen Jahren mit der Senfherstellung begonnen und damit bei vielen Kunden eine neue Würznote auf den Tisch gebracht. Als Hans Humsi vor rund drei Jahren die Apotheke übernahm, wurde er immer wieder gefragt, wo denn der gute Lüneburger Senf bleibe. Das war Ansporn genug, sich selbst in die Geheimnisse der Senfherstellung zu vertiefen und das verdauungsfördernde und appetitanregende Lebensmittel herzustellen. „Ich begann zu probieren und habe so lange verschiedene Wasser-Essig Gemische und Gewürze getestet, bis ich mit dem Ergebnis hundertprozentig zufrieden war.“ Die Kunden sind es anscheinend auch, denn nicht selten kommen manche Feinschmecker alle paar Tage, um sich mit frischem Senf einzudecken.

Doch was unterscheidet eigentlich diesen Apothekensenf von herkömmlichen Produkten, die im Einzelhandel erhältlich sind? Das sei vor allem die Qualität der Senfkörner, erläutert Hans Humsi. „Die Rohstoffe sind nach dem sehr strengen deutschen Arzneibuch geprüft, was eine außergewöhnlich hohe Reinheit garantiert.“ Auch der Anteil der ätherischen Öle müsse einen festgelegten Standard erfüllen, um eine gleichbleibende Wirkung erzielen zu können. Und dann ist da natürlich die besondere Art der handwerklichen Herstellung, die viel Zeit braucht: „Erst werden die angesetzten Senfkörner mit den entsprechenden Zutaten abgekocht, damit alle Wirkstoffe freigegeben werden“, so Humsi. Über Tage lässt er dieses Gemisch stehen, damit die Senfkörner die Stoffe aufnehmen. Dann wird die Masse mit besonderen Maschinen geschrotet, ruht nochmals etliche Tage, um dann schlussendlich in die charakteristischen Apothekengläser abgefüllt zu werden. Rund 90 Gläser seines besonderen Produktes stellt der Apotheker auf diese Weise her. Da kann man nur noch „Guten Appetit“ wünschen.(cb)
Löwen-Apotheke
Bardowicker Str. 19
21335 Lüneburg
www.loewen-apotheke-lueneburg.de
Fotos: Enno Friedrich
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