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Show hin - Schau her

geschrieben im Januar 2012

Ketzerisches aus den TV-Studios von Showbiz-Insider Hansi Hoffmann

Duo mit Geld und Schnauze

Die Geissens, Protz-und Prunkfamilie mit kölschem Underdog-Dialekt, liefern im deutschen Fernsehen eine gezielte Steilvorlage für die inneren Neidhammel. Der Millionärs­clan mit Selfmademann Robert Geiss, nie ohne Pilotensonnenbrille, Gemahlin Carmen, Hobby-Power­shopperin, und den Kindern Davina Shakira und Shania Tyra, Privat­schülerinnen in Monaco, steht im Mittelpunkt einer Doku-Soap über das Luxusleben der neureichen Sippe. Während Ex-„Miss Fitness“ Carmen mit Silikonbusen und Schlauchbootlippen lautstark vor den Kindern ihren blondgesträhnten Robert anpöbelt, verkauft dieser rücksichtslos sein Feriendomizil „Villa Geissini“ an einen reichen ­Russen. Zum Geburtstagsfest der acht­jährigen Davina Shakira ­kommen 200 Gäste und ein TV-Kochstar wird eigens per Hubschrauber eingeflogen. Auf dieser Party will Jet­setter Robert seinen französischen Gästen zünftig-deutsche Kultur bieten: Rheinwein, Kölsch vom Fass, Sauerkraut, Kartoffelbrei und Döner vom Drehspieß plus Kölner Karne­valsmusik! In seiner Freizeit schippert das prollige Duo mit Geld und Schnauze auf der eigenen 4,5 Millionen-Yacht – von fünfköpfiger Crew betreut – übers Mittelmeer, vornehmlich zu den Shopping-Zentren von Ibiza, Porto Cervo und Capri.

Kaufrausch-­Carmen, der kaum ein Satz fehlerfrei über die Lippen geht, packt für einen Drei-Tage-Trip 56 Paar Schuhe ein, gerade mal ein Viertel ihres Bestandes. „Leben ist leben“ betont die kluge Hausfrau mehrmals am Tage. Und Sprücheklopfer Robert sinniert, mit welchem seiner acht Luxusautos – vom Hummer über Ferrari bis Bentley – er denn heute ausfährt. Carmen erfüllte sich jetzt einen Wunsch mit einer Plattenaufnahme, Titel: „Jet Set“. O-Ton der Interpretin: „Meine Stimme müsste doch Weltklasse sein, bei den Eutern. Denn Gesang kommt doch aus der Brust!“ Aha!

Bauernschläue

„Bauer sucht Frau“, die Kuppelshow des Senders RTL, wird immer unglaubwürdiger: Derweil ist bekannt geworden, dass die Küsse und Umarmungen laut Drehbuch vom Regisseur angeordnet werden und sich die Bauern nun auch noch gegenseitig die Frauen „stehlen“. Die in ganz Deutschland eingesammelten ländlichen Underdogs mit abgewürgtem Potenz-Syndrom oder Traumfrau-Vorstellungen würden jede seriöse Partnervermittlung in den Ruin treiben. Die Garde der heiratswütigen Frauen wird von mehreren RTL-Scouts monatelang nach nicht nachvollziehbaren Kriterien gecastet: von Zwei-Zentner-Elfen bis zum zahnlückigen Hartz 4-Profi. Inka Bause, die Gülle-Kupplerin mit dem stoppelig-grausigen Blondhaar, begleitet mit monoton gestanzten, schmalzigen Schwachsinnstexten die bäuerliche Brautschau. Zwecks Quotensteigerung durfte jüngst sogar ein schwuler Pferdewirt nach einem attraktiven Kerl für romantische Stunden zwischen Pferdemist und Tuntenbude fahnden. Schlagzeilen machte eine aus Thailand importierte Zweifachmutter (Zitat: „Ich bin fick und fertig!“), die bei einem Bayern-Bauer unterschlüpfte und sich kugelrund hochschwanger vor den Fernsehkameras auf dem Küchensofa räkelte.

Musikalisch begleitet wird die RTL-Volksbelustigung von einem etwas debil wirkenden Schäfer, der vor seinen 260 Schafen trällert: „Oh, oh, oh – bei uns Schäfern ist das so!“ Welche Familienzusammenführungen und Talente uns künftig noch erfreuen werden, erfahren Sie immer montags um 21.15 Uhr.

Katzenjammer

Daniela Katzenberger, Silikon-Barbie aus Mannheim, droht ein Karriere-Knick. Die Kultblondine mit dem bisherigen Alleinvertretungsrecht für „blonde Unterhaltung“, nährt an ihrer Plastik-Oberweite eine ähnlich karrierebewusste Blondie-Schlange: Annabella Boom (24), in der Katzenberger-Sendung „Natürlich blond“ unter dem Motto „Katze sucht Katze“ persönlich von Daniela gecastet, wird von Katzenbergers Haussender „Vox“ auf der gleichen TV-Schiene vermarktet wie einst die pfälzische Schlagzeilen-Blondine. In der „Vox“-Sende­reihe „Auf und davon“ tourte Annabella bereits auf den Spuren der Nr.1-Katze: Amerika, Hollywood, Las Vegas – erste Schritte zur neuen Kult­figur. Daniela Katzenberger, die einst vergeblich am Eingangstor zur Playboyvilla von Hugh Hefner rüttelte, gesteht: „Nichts ist für die Ewigkeit – man muss immer einen Plan B haben“.

Teil 1 ihrer Reserveplanung ist das Buch „Sei schlau – stell dich dumm“, das sie von einem Ghostwriter schreiben ließ. Teil 2 wird der Ausbau vom „Café Katzenberger“ auf Mallorca sein, welches mit seinen 40 Plätzen den Charme eines waschechten Ballermann-Bistros hat. Und wenn es ganz hart für die Doku-Queen kommt, dann möchte sie eine Ausbildung zur Visagistin machen. Mit falschem Lächeln schnurrt die Katze in einem Klatschblatt über Blondie-Boom: „Wenn Annabella Karriere macht, kann ich stolz sein, schließlich ich hab’ sie ja entdeckt!“ Und gleich hinterher „Es gibt nur eine Daniela Katzenberger – mich!“

Traumberufe“ der Schlagzeilen-Damen

Charity-Lady:

Unter dem Vorwand etwas Gutes zu tun, sammeln sie Geld für einen samariterhaften Zweck, spekulieren auf bunte Fotos in den Klatsch­blättern und haben meist hohe Spesen für exklusive „Arbeitsessen“ und Akquise-Reisen nach ­Capri, St. Moritz oder Saint Tropez, um berühmte Ehrengäste einzuladen. All diese Anstrengungen erscheinen natürlich als „Kosten“ in der Spendenabrechnung.

Event-Managerin:

Sie organisierte bereits für ­einen Gummiwaren-Hersteller eine turbulente Fete zum fünfjährigen Firmenjubiläum. Mit knackigen Girls in minimaler Bekleidung schaffte sie sogar ein Foto und zwölf Druckzeilen in den einschlägigen Boulevard-Blättern, die teilweise auch ihren Namen als Organisatorin – sprich Event-Managerin — dieser Gummi-Party erwähnten.

Society Lady:

Schon allein durch ihre glitzernden Klunker sind die meist überreifen Damen prunkvolle Dekoration auf den Partys der Bussi-Society. Durch kluge Heiraten und noch klügere Scheidungen können sie sich Wohnsitze in Monaco, Marrakesch und Kitzbühel ebenso wie die kostenintensiven Botox-Injektionen leisten. Jegliche Art von beruflicher Betätigung empfinden sie als Zumutung.

Schmuckdesignerin:

Sie stammen häufig aus den Kreisen der Society Ladies, die ihrer gänzlichen Untätigkeit überdrüssig sind und neue Betätigungsfelder suchen. So ziehen sie also auf ­einen Faden bunte Perlen auf oder biegen bei besonders ausgeprägtem Talent mit Hilfe diverser Küchengeräte aus einem Stück glitzerndem Messingdraht einen monumentalen Ohrring zurecht. Nach dem Motto „Bevor ich gar nichts kann, bas­tele ich eben etwas Ausgefallenes“.

Model:

Der am meisten missbrauchte Begriff für fantasielose Redakteure und publicitygeile Partyhühner. Wer in Berlin einem Schweizer Botschafter die Nutzung von Klappsitzen im Dienstwagen zeigt oder mit Dieter Bohlen im Teppichlager einen Härte­test seines Stehvermögens absolviert, wird am nächs­ten Tag schon als Model gehandelt.

Das Allerletzte:

Olga Pugatschowa, russischer Rock-Superstar und einst Udo Lindenbergs Muse und (Rock-)Partnerin, trauert um ihren Bruder Wassili. Nach einem Gastspiel im Saarbrücker Funkhaus berichtet sie, dass Wassili in seiner Rostower Mietskaserne mit Gemeinschaftstoilette im Treppenhaus niedergeschossen wurde, weil bei einer Rangelei um den Vortritt zum „stillen Örtchen“ zwei Mitbewohner in Streit gerieten. Olgas Bruder wollte sich „als ­lachender Dritter“ still und heimlich den Zutritt erschleichen, wurde jedoch von einem der Streithähne mit zwei gezielten Schüssen niedergestreckt. Der Mörder verfügt nun über einen eigenen Abort in seiner Haftzelle. (hh)

ILLUSTRATIONEN: CHARLY KRÖKEL