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Spiel mit Köpfchen

geschrieben von Marietta Hülsmann im März 2017

Der Kopfballtischtennis „Headis“ wurde in einem Schwimmbad erfunden und wird mittlerweile international gespielt

Was macht man, wenn der Fußballplatz besetzt ist? Eine neue Sportart erfinden! Tatsächlich ist die junge Ball-Disziplin „Headis“ das Ergebnis eines Mangels, wie es so oft bei Erfindungen der Fall ist. Der angehende ­Diplom-Sportlehrer René Wegner besuchte im Sommer 2006 das Schwimmbad in Kaiserslautern, wollte baden — und kicken. Auf dem Fußballplatz tummelten sich jedoch schon andere Spielwütige, frei war nur die Tischtennisplatte. Den Ball mit der Hand zu spielen, schien zu einfach. Man wollte der sportlichen Alternative Anspruch ver­leihen. Also versuchte man, den Ball mit dem Kopf übers Netz zu befördern. Damit war Headis geboren, eine junge Sportart, die man wohl am besten mit Kopfballtischtennis beschreiben kann.
Die Idee kam in der Studentenszene gut an und verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Das Konzept war einfach und erfrischend anders: Der Ball wird nur mit dem Kopf gespielt, dennoch verlangt es ganzen Körpereinsatz. Doch wie kam es vom Geistesblitz im Schwimmbad zur Unternehmensgründung 2012? „Headis ist eine Sportart, in die man leicht einsteigen kann und schnell Erfolge erzielt“, erklärt Erfinder Wegner, der heute nicht nur Trainer ist, sondern auch die Sportutensilien und Events vertreibt.
Der unkomplizierte Einstieg ist sicher auch ein Grund für den internationalen Siegeszug dieser Sportart. Anhand der verkauften Bälle geht Wegner von 50.000 Headis-Spielern weltweit aus. „Die meisten Bälle werden in Deutschland verkauft, doch auch in sehr vielen europäischen Ländern, den USA und China gibt es Spieler“, berichtet der Erfinder. Headis wird übrigens auch in Hamburg vom Unisport angeboten.

Headis ist also ein sehr ästhetisch-athletischer Sport, der für die Zuschauer Erlebnisse wie kaum eine andere Disziplin bietet.

Gespielt wird seit jeher mit leichten Gummibällen, die über besondere Sprungeigenschaften verfügen. Der Headisball wiegt etwa 100 Gramm, hat aufgepumpt einen Umfang von rund 50 Zentimetern und ist damit gut zu treffen.
Das macht die Fun-Sportart auch zu einer schonenden Trainingsmöglichkeit für Fußballspieler. In enger Zusammenarbeit mit dem 1. FC Kaiserslautern wurden wissenschaftliche Studien zur Verbesserung des Kopfballspiels durch Headis erarbeitet. „Die Er­gebnisse machten mehrere Fußball-Bundesligisten auf die aufstrebende Sportart aufmerksam“, sagt Wegner. Jürgen Klopp sei beispielsweise sicher, dass Headis als spielerisches Element zur Kopfballschulung das Kopfballspiel verbessere, berichtet er. Er ist nicht der einzige Prominente, der sich für Headis interessiert. Moderator Stefan Raab spielte in seiner Fernsehsendung „TV total“ gleich mehrfach Headis gegen seinen Praktikanten Elton. Insgesamt war Wegner sieben Mal bei Stefan Raab zu Gast. Highlight waren zwei eigene „TV Total“-­Shows. 2014 und 2015 lud der Pro7-Showmaster zum „TV Total Headis Spezial“ — ein Meilenstein für die Sportart.
Doch trotz der sportwissenschaftlichen Erfolge soll Headis vor allen Dingen eines: Spaß machen! Das zeigt sich auch bei den Turnieren. Viele Spieler, die meist unter kreativen Spielernamen wie „Headi Potter“ oder „Headsinfarkt“ auftreten, kommen kos­tümiert. Gespielt wird übrigens auf einer herkömmlichen Tischtennisplatte. Die Regeln sind einfach und ähneln denen des Tischtennis: Der Spieler, der als erster zwei Sätze à elf Punkte erreicht hat, gewinnt. Kann ein Spieler den Ball mit dem Kopf nicht erreichen, gibt es einen Punkt für den Gegner. Die Spieler setzen ihren ganzen Körper ein, um den Ball zu spielen. Dabei landen sie mit Oberkörper oder Gesäß auf der Platte. Um zu vermeiden, dass Spieler diese günstige Position ausnutzen, muss zwischen jedem Zug ein Fuß den Boden berühren. Wer Headis-Profis beobachtet, weiß, dass der Sport wenig mit reinem Kopfball zu tun hat. Die Spieler springen mit den Füßen auf die Tischtennisplatte, um den Ball zu spielen, drehen sich in der Luft, und kaum sind sie mit den Füßen wieder auf dem Boden aufgekommen, kicken sie mit dem Kopf schon den nächsten Ball in Richtung Gegner. Headis ist also auch ein sehr ästhetisch-athletischer Sport, der für die Zuschauer Erlebnisse wie kaum eine andere Disziplin bietet.
Männer und Frauen sind beim Headis übrigens gleichberechtigt, was auch gemischte Spiele ermöglicht. Wie Tischtennis kann Headis auch im Doppel oder als Rundlauf um die Platte gespielt werden – draußen wie drinnen. Damit ist Headis vor allen Dingen eins: ein abwechslungsreiches Spiel mit Köpfchen. Wer mehr über diese Sportart erfahren möchte, findet unter www.headis.com weiter Informationen.(mh)

Foto: Headis.com

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