Wasserspiele vor der IHK
geschrieben von Cristiane Bleumer im März 2012Der Verein Lüneburger Kaufleute realisiert den Grapengießer-Brunnen

Martin Aude hat eine Vision: „Noch vor der nächsten Frostperiode im Winter 2012/ 2013 soll wenigstens einmal Wasser durch den neuen Grapengießer-Brunnen geflossen sein.“ Auf dem diesjährigen Handelsball ließ der Präsident des Vereins Lüneburger Kaufleute (VLK) die Katze aus dem Sack und machte die Pläne des Vereins publik: Die Kaufleute wollen Lüneburg einen Brunnen schenken. Vor der Industrie- und Handelskammer (IHK) soll bald ein Wasserspiel plätschern und den Platz am Sande, der bereits als „schönster Platz Norddeutschlands“ bezeichnet wird, noch attraktiver machen.
Viele Lüneburger werden sich sicher erinnern: Schon im Jahr 2000 gab es Pläne, diesen zentralen Ort mit einem Brunnen aufzuwerten. Ein Wettbewerb wurde veranstaltet, und der Entwurf der Hamburger Künstlerin Doris Wasch-Balz erhielt die meisten Stimmen. Bezug nehmend auf Lüneburgs Geschichte zeigt der Brunnen einen Grapengießer bei der Arbeit. Doch wie so häufig scheiterte auch hier die Realisierung einer guten Idee am Geld, denn das Projekt sollte damals rund 300.000 Mark kosten – eine Summe, die nicht zusammenzubringen war, so dass die Brunnenpläne erstmal in der Schublade verschwanden und das Gipsmodell irgendwo im Lüneburger Bauamt in einen Dornröschenschlaf fiel. Doch so ganz in Vergessenheit gerieten die damaligen Pläne nicht. Die Diskussion lebte immer wieder auf und es gab etliche Leserbriefe zu diesem Thema. Heute, im Jahr 2012, scheint genau der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein, die Brunnenidee erneut aufleben zu lassen. „Der VLK feiert in diesem Jahr sein 100-jähriges Jubiläum“, erklärt Martin Aude. Doch schon früher habe es ähnliche Vereinigungen von Kaufleuten gegeben, die sich teils bis ins Mittelalter zurückverfolgen lassen. Das älteste vorhandene Dokument sei aus dem Jahr 1412 und beziehe sich auf die Kagelbrüder, die mit ihren Fernhandelsbeziehungen vor 600 Jahren für eine florierende Wirtschaft gesorgt haben und als Vorgängerorganisation des jetzigen Vereins gelten. Zusätzlich kehrt auch der Hansetag nach ebenfalls 600 Jahren nach Lüneburg zurück. Es ist also ein außergewöhnliches Jahr für die Kaufleute. Dies soll gebührend gefeiert werden, und auch wenn meist der Jubilar mit Präsenten bedacht wird, so soll es diesmal umgekehrt sein: Der VLK will für die Stadt und ihre Bürger den Brunnen am Sande realisieren, dies hat sich Martin Aude gemeinsam mit seinen Vereinskollegen vorgenommen: „Wir wollen der Stadt und ihren Bürgern etwas zurückgeben, was Bestand hat und das Jubiläum überdauert.“
Und so hat der Vereinsvorstand schon lange im Vorfeld des Handelsballs Kostenvoranschläge eingeholt, erste Gelder eingeworben und mit den zuständigen Gremien gesprochen, ob der Bau des Brunnens möglich sei. Allein durch Spendengelder und Sponsoring hoffen die Kaufleute ihr ehrgeiziges Projekt in die Tat umsetzen zu können. Eigens dafür wird ein Förderverein gegründet, der als gemeinnützig anerkannt ist, damit sich die Spenden von der Steuer absetzen lassen. Die Projektkosten belaufen sich insgesamt auf etwa 160.000 Euro, hat Martin Aude ermittelt. 35.000 Euro liegen schon in der Spendenbox, und jetzt sind alle Vereinsmitglieder angeschrieben und über das geplante Projekt informiert worden – „der Ball rollt“, so Aude optimistisch; jeden Tag würden neue Spendenzusagen ankommen, trotzdem sei die Planung und Realisierung dieses Brunnenprojektes eine große Herausforderung für den Verein, der sich mit dem Architekten Heinz Meyer fachliche Hilfe ins Boot geholt hat; „ich bin selber voller Spannung“, gesteht Aude.
Wie der Brunnen einmal aussehen soll, davon konnten sich die Gäste des Handelsballes einen ersten Eindruck verschaffen, denn das Gipsmodell des Grapengießerbrunnens von Doris Waschk-Balz hatte bei der Veranstaltung einen Ehrenplatz. Entgegen den Plänen aus dem Jahr 2000, die ein quadratisches Becken vorsahen, geht der Präsident des VLK jetzt eher davon aus, dass eine runde Form das Wasser aufnehmen wird. „Das passt einfach besser zur Gestaltung der Brunnenskulptur und harmonisiert zudem mit der geschwungenen Dynamik des Platzes vor der IHK.“ Schon Ende April soll die erforderliche Summe beisammen sein. Eine Bronzegießerei aus Düsseldorf wird dann den Auftrag erhalten – den Brunnen herzustellen, eine Aufgabe, die einige Monate in Anspruch nimmt. Und dann können die Mitglieder des VLK und sicher auch andere Spender schon bald bei einem Spaziergang über den Sande den Grapengießer-Brunnen betrachten, zu dessen Realisierung sie selbst maßgeblich beigetragen haben.(cb)
www.verein-lueneburger-kaufleute.de
Foto: Hajo Boldt
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