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Der Sprung ins kalte Wasser

geschrieben von Sarah Kociok im März 2012

Aktionen und Themen rund um den Weltwassertag 2012

Trinkwasser, Salzwasser, Rasierwasser, Eiswasser, Kochwasser, Spülwasser, Kühlwasser, Süßwasser, Blumenwasser, Nutzwasser, Putzwasser – Wasser ist Leben! Am 22. März 2012 findet wieder der jährliche Weltwassertag der Vereinten Nationen statt — ein Thementag wie jeder andere? Einer von vielen Anlässen im internationalen Kalender, der die Aufmerksamkeit auf wichtige Bereiche des gesellschaftlichen, politischen und sozialen Zusammenlebens lenken soll, jedoch im Alltag nur bedingt wahrgenommen wird?

Zugegeben, der Weltwassertag ist weder ein bundesweiter Nationalfeiertag, noch ist er auf eine Jahrzehnte lange Tradition zurückzuführen. Die Thematik jedoch geht uns alle an und das mehr als je zuvor: Kaum regnet es im Zeitraum November bis Februar nicht mehr bei unserem kontinentalen Nachbarn in Portugal, bekommen wir mitten in Europa Probleme mit den Trink- & Nutzwasserressourcen. Oder richten wir das Augenmerk auf unser liebstes Kommunikations- und Arbeitsmittel, den PC: Seine Produktion verbraucht dutzende Liter Wasser und seine Produktionsstätte ist — ohne es pauschalisieren zu wollen — meist in Regionen angesiedelt, die nicht über ausreichend Grundwasserressourcen verfügen. Das verheerende Problem ist: Fast eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Zudem leben über 2,5 Milliarden Menschen ohne angemessene sanitäre Basisversorgung. Der Weltwassertag findet deshalb seit 1993 jedes Jahr am 22. März statt. Er wurde in der Agenda 21 der UN-Konferenz für Umwelt und Entwicklung (UNCED) in Rio de Janeiro vor­geschlagen und von der UN-Generalversammlung am 22. Dezember 1992 beschlossen. Seit 2003 wird er von UN-Water organisiert. Ziel ist es, an diesem Tag Aufmerksamkeit für das Thema „Wasser“ zu schaffen.

Machen Sie mit: gekaufte Getränke im Kühlschrank lassen und das Lüneburger Nass aus der Leitung trinken

as Thema ist nicht neu und Begriffe wie „Virtuelles Wasser“ werden stetig und gern in den Medien zitiert. Dennoch, die Komplexität der globalen Zusammenhänge von Produktion und Handel, insbesondere in der Textil- und Lebensmittelbranche, benötigen eindeutig mehr Aufmerksamkeit. Polemisch veranlagte Zeitgenossen behaupten, Wasser sei das neue Gold. Fakt ist: In nicht allzu ferner Zukunft wird es ernsthafte globale Auseinandersetzungen um die Verteilung der vorhandenen Trink­wasser­ressourcen geben.
Soweit, so abstrakt – aber auch in der direkten Umgebung von Lüneburg nimmt man sich der Thematik „Wasser“ mit verschieden Aktionen in den kommenden Wochen an. Deutschlandweit findet beispielsweise bereits am 14. März, dem internationalen Aktionstag der Flüsse, der sogenannte „BIG JUMP“ statt, bei dem verschiedene Organisationen und ­Initiativen dazu aufrufen, den „großen gemeinsamen Sprung“ in die Flüsse Deutschlands zu wagen. Das Ziel: auf das Thema Gewässerschutz medial aufmerksam zu machen und hoffentlich Druck auf die Politik auszuüben.
„Bei der Big Jump Challenge 2012 springen tausende Jugendliche gleichzeitig in Flüsse und Seen, um eine Welle der Aufmerksamkeit für die Qualität unserer Gewässer auszulösen!“ so die Veranstalter, ähnlich wie man es aus der Region von der Menschenkette der Anti-Atom-Bewegung kennt. Viele Grund- und weiterführenden Schulen aus der Region beteiligen sich an der Aktion. Wer selbst ins kalte Wasser springen möchte, kann sich unter www.bigjump2012.net informieren.

Jüngst haben das Bundesgesundheitsministerium und das Umweltbundesamt zudem das Leitungswasser hierzulande mit dem Prädikat „sehr gute Trinkwasserqualität“ ausgezeichnet und vermelden lassen, dass Trinkwasser aus deutschen Wasser­werken fast immer einwandfrei sei und ohne Bedenken getrunken werden könne. Lediglich bei ein bis drei Prozent der Messungen der Wasserwerke oder dem Rohrnetz konnten Grenzüberschreitungen gemessen werden. Dies misst wiederum einer geplanten lokalen Leitungswasserkampagne in Lüneburg Bedeutung bei, welche von Studierenden der Leuphana in Kooperation mit der Organisation Viva con Agua de Sankt Pauli ab 22. März umgesetzt wird. Der Allgemeine Hochschulsport der Univer­sität sowie verschiedene Gastronomiepartner in der Stadt unterstützen die Plakatkampagne, die humorvoll mit Lüneburger Gesichtern aus den jeweiligen Locations spielt und bekennt: „Ich bin Auffüller!“.

Ganz Lüneburg ist hiermit aufgefordert sich dem Aufruf anzuschließen: Der Weltwassertag ist ein ­optimaler Tag, um einmal die gekauften Getränke im Schrank stehen zu lassen und mal zu versuchen, 24 Stunden ausschließlich Leitungswasser zu trinken. Schmeckt gut und machte in der Lüneburger Heide auch schon vor dem Urteil des Umweltbundesamtes Sinn.(sk)