Zeitreise ins historische Lüneburg
geschrieben von Irene Lange im Mai 2018Wolfgang Graemer ermöglicht einen visuellen Zeitsprung in das Lüneburg vergangener Jahrhunderte

Einst prägte auf dem Kalkberg eine trutzige Burganlage das Lüneburger Stadtbild. Im Rahmen des Erbfolgekrieges um das Herzogtum Lüneburg wurde die Festung im Februar 1371 ebenso zerstört wie das nahegelegene Benediktinerkloster St. Michael. Bisher ließen nur alte Stiche erahnen, wie majestätisch und beeindruckend sich diese Bauwerke, wie auch all die verschwundenen Wehrtürme, Türme und Kirchen zeigten, die von dem einstigen Reichtum der Hansestadt zeugten.
Der Lüneburger Lichtdesigner Wolfgang Grämer lässt das historische Bild Lüneburgs digital auferstehen. Via App lädt er zu einem Stadtrundgang durch die alte Hansestadt und lässt zahlreiche frühere Bauwerke dreidimensional auf dem Display Form annehmen. Vor dem Auge des Betrachters entsteht dort beispielsweise die 1860/61 abgerissene Lambertikirche oder die prunkvolle Synagoge, die 1938 durch die Naziherrschaft zerstört wurde – nur zwei Beispiele von vielen Architekturdenkmälern, die im 18. und 19. Jahrhundert baufällig wurden oder den Senkungsgebieten zum Opfer fielen.
Das Interesse für die Lüneburger Geschichte begleitet Wolfgang Graemer schon seit Kindertagen. Er lernte zunächst den Tischlerberuf, kam später, wie er sagt, „zum Licht“ und machte sich schließlich als Lichtdesigner und -künstler selbständig. In der Stadt sind einige seiner spektakulären Illuminationen noch in guter Erinnerung: In der Adventszeit tauchte er u. a. die Nicolai-Kirche in ein festliches Licht und lässt alljährlich den Wasserturm mit seinem Wichernkranz weithin leuchten. Selbst die Lamberti-Kirche nahm unter seiner Ägide als fragile Lichtinstallation wieder Gestalt an.
Jetzt ist Wolfgang Grämer mit viel Engagement in die Rekonstruktion des früheren Stadtbildes eingestiegen. Bei seinen immensen Recherchearbeiten erhält er von Sponsoren Unterstützung.

Die historischen Quellen und Stadtansichten spürt er im hiesigen Archiv, im Museum oder in der Bibliothek auf. In einem Museum in der Landeshauptstadt Hannover ist er auf Skizzen aus dem 18. Jahrhundert von Ludwig Albrecht Gebhardi, einem früheren Lehrer der Ritter-Akademie, gestoßen.
Dank einer speziellen Software lässt Grämer am Computer zunächst die Grundrisse der Gebäude nach den ermittelten Daten entstehen, bevor er sie in mühevoller Kleinarbeit ergänzt, so dass sie schließlich in alter baulicher Pracht erscheinen. „Dabei geht es mir nicht primär um die wissenschaftliche Genauigkeit“, betont er; vielmehr solle ein Eindruck entstehen, wie das Original ausgesehen haben könnte. Begleitend liefert er zahlreiche gesprochene Informationen, die das visuelle Erlebnis ergänzen.
Einige Monate wird es noch dauern, bis Lüneburger und Gäste auf ihren Smartphones und Tablets einen visuellen Zeitsprung in das frühere Lüneburg des 17. Jahrhunderts unternehmen können. Immerhin handelt es sich um gut 60 Standorte, die jeweils mit den alten Stadtmarken „Mons-Pons-Fons“ (Berg-Quelle-Brücke) gekennzeichnet sind. Diese Bauten, die bereits vor langer Zeit aus dem Stadtbild verschwunden sind, werden dann dreidimensional und in Farbe zu sehen sein.(ilg) Fotos: Enno Friedrich, Wolfgang Grämer


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